Frankreich - Cevennen - Vallée de Chaudefour
Wir sind den vierten Tag im Corona Jahr 2020 in Frankreich unterwegs.
Es ist Anfang September und so langsam nimmt der Virus Europa wieder in die Zange.
Frankreich, besonders die Mittelmeer Küste, kämpft schon mit stark steigenden Infektionszahlen und macht uns einen Strich durch die Tour Planung.
Zur Zeit sind wir in den Cevennen unterwegs. Die Vulkankegel bei der Ortschaft Clermont-Ferrand haben wir gestern bewundert und den Vulkan Puy Pariou, der auf jeder Volvic Flasche zu sehen ist, bestiegen. Und irgendwie wurde es ziemlich spät.
Geplant war heute zeitig los zu kommen, aber nach einer Fahrt von einer Stunde, können wir dann erst um 12:30 Uhr zu unserer Wanderung aufbrechen.
Rund ums Tal "Vallée de Chaudefour" empfangen uns, von unten betrachtet, schroffe Berge zwischen 1700 und 1885 m Höhe.
Wenn wir da erst mal oben angekommen sind, werden wir eine tolle Wanderung über Bergrücken und Berggrade gehen mit super Aussichten in alle Richtungen.
Wir starten am Wanderparkplatz des Naturschutzgebietes am Eingang des Hochtals auf ca. 1150 m Höhe.
Von hier führt erst mal eine Spazierautobahn ins Tal hinein.
Nach ungefähr einem Kilometer kommen wir an eine Engstelle, die das obere Tal abgrenzt.
Hier gehen wir zuerst in eine Sackgasse und entdecken so einen kleinen Wasserfall und Boots fällt in die Einfassung einer Quelle, aus der ziemlich braunes Wasser an die Oberfläche tritt. Sekunden später macht Joshi den gleichen Fehler.
Über ein Tiergatter im Boden geht es weiter durch einen kleinen Wald ins obere Tal.
Wir sehen aus dem Talkessel, ziemlich beeindruckt, die Bergrücken, auf welchen wir das Vallée de Chaudefour in den nächsten Stunden umrunden werden.
An dieser Stelle lassen wir die, ebenfalls sehr beeindruckten, Spaziergänger hinter uns und erklimmen langsam an der östlichen Flanke den Bergrücken überm Tal.
Die Kuhherde, die wir dabei passieren, befindet sich zwar gerade in ihrer Wiederkäu Phase, aber irgendwie macht sie die Belgische Schäferhündin Boots nervös. Einige erheben sich und sind im Begriff uns den Weg abzuschneiden. Wir sind schneller und lassen im angrenzenden Wald die Wiederkäuer hinter uns.
Und im Wald, an der Flanke des Berges, tja, da schlagen wir erst mal die falsche Richtung ein. Wir gehen einen halben Kilometer über schöne Pfade in eine Sackgasse. Also kehrt, kehrt, marsch, marsch.
Ich drücke ein wenig aufs Tempo, damit unsere Wanderung nicht zu spät endet.
Wir wollen ja noch einen offenen Campingplatz finden und ein warmes Abendessen in einem Lokal am Lac Chambon wäre auch zauberhaft.
Nachdem wir 400 Höhenmeter hinter uns gelassen haben kommen wir auf einem sanften Bergrücken an.
Auf einigen Felsblöcken, die hier ein Riese verloren haben muss, setzen wir uns zur ersten Pause.
Wir blicken Richtung Norden und können die Vulkankegel bei Clermont-Ferrant am Horizont sehen.
Die weitere Wanderung bietet phänomenale Ausblicke.
Auf der rechten Seite immer das Vallée de Chaudefour, auf der anderen Seite ein unglaublicher Weitblick über die Cevennen Richtung Süden und Westen.
Und man kann hier wohl auch mit der Seilbahn hoch fahren. Auf 1800 m Höhe wird es immer voller.
Den 1885 m hohen Puy de Sancy lassen wir daher lieber aus, da sich eine lange Menschenschlange den Berg rauf schlängelt.
Zur Halbzeit unserer Wanderung am Col de la Cabane treffen wir auf zwei Ranger, die uns auch schon etwas unfreundlich empfangen.
Was das Problem ist, kann ich mir schon denken, zeige mich auch einsichtig, da ein ordentliches Bußgeld droht.
Um uns rum laufen die Leute kreuz und quer durch die empfindliche Landschaft, treten viel Vegetation platt.
Trailrunner laufen zu hauf an uns vorbei und treten die Steine auf den Wegen los.
Und im Winter ist dies alles ein riesen Skigebiet, ich kann alleine von dieser Stelle vier Skilifte sehen.
Aber ich habe meine Hunde halt nicht angeleint und die müssen hier nun mal angeleint sein.
Vom Col de la Cabane steigen wir in Richtung der Kabinen Lifte ab.
Es ist abenteuerlich mit welchen Schuhen die Leute hier versuchen hoch und runter zu steigen.
Wir gehen einen wunderbaren Pfad den Bergrücken entlang, überqueren dabei den Puy de Cacadogne und Puy de Crebasse.
Bevor wir den sanft abfallenden Berg folgen, setzen wir uns noch zu einer Pause hin.
Steve und Boots legen sich ziemlich erschöpft direkt an der Kante ab.
Wir schauen rüber auf die andere Talseite, auf den Bergrücken den wir vor einigen Stunden bergauf gefolgt sind.
Ich kann die Felsbrocken des Riesen erkennen. Dort liegt das Hundefutter seit unserer ersten Pause.
Nachdem wir den Bergrücken verlassen haben, geht es durch den Wald der nordwestlichen Bergflanke dem Vallée de Chaudefour entgegen.
Kurz bevor wir das Tal verlassen, treffen wir wieder auf die Kuhherde.
Diesmal an der Engstelle, kurz vorm Gatter. Einige Spaziergänger streicheln die Tiere, fotografieren und machen die Herde unruhig.
Die Kühe stehen rechts und links vom Weg, wenden sich uns zu und zeigen uns ziemlich schnell, dass sie keine Hunde mögen.
Es wird echt eng. Ungefähr fünfzehn Tiere haben mich schnell eingekreist, obwohl ich mit Boots und Steve an der Leine immer weiter Richtung Gatter gehe, nicht stehen bleibe.
Ich muss die Rindviechern ordentlich vor die Nase stoßen damit ich eine Chance habe durch zu kommen.
Es sind nur noch zwanzig Meter bis zum rettenden Gatter.
Meine Partnerin hat sich inzwischen mit ihrem Hund außen rum übers Gatter gerettet.
Jetzt wirft sich Steve auch noch total verängstigt auf den Boden. Ich habe nur Sekunden bevor die erste Kuh auf ihn drauf tritt.
Flucht nach vorn. Die beiden Kühe vor mir bekommen ordentlich einen auf die Nase.
Ich packe beide Hunde am Griff des Geschirrs, hebe sie in die Luft und renne mit Ihnen übers Gatter.
Das war knapp, das war Glück.
Ich empfehle jeden Hundebesitzer der diese Wanderung gehen möchte im Internet zu recherchieren ob es Vorkommnisse mit der Kuhherde gab.
Mit etwas Pech wären wir solch ein Vorkommnis geworden.
Trotz des etwas haarsträubenden Abschlusses war das eine phänomenal aussichtsreiche Wanderung.
Wir brauchten ca. 5 1/2 Stunden für die 15 Kilometer und ca. 800 Höhenmeter.
Wir haben das Tal im Uhrzeigersinn umrundet.
Vielen Dank an Philip Osselaer von dem diese Wanderung stammte und die ich bei Outdooractive gefunden habe.