Frankreich - Grand Canyon du Verdon
Wir haben wunderbar in der Wildnis geschlafen.
Ab acht Uhr trudeln langsam die Wanderer und Rafter am Parkplatz ein
Zwei Stunden später verlassen wir das WoMo auf 800 m ü. NN und beginnen unsere Wanderung in, durch und aus der Schlucht des Verdon.
Der Abstieg ist schon mal steil, geht über viele Serpentinen, über Felsen und durch dichte Niederwälder.
Bei 560 m ü. NN erreichen wir den Verdon. Die Felswand gegenüber ist 500 Meter hoch.
Wir lassen unseren Gefühlen Zeit an diesem Ort, in dieser Schlucht, anzukommen.
Dann beginnt unser Weg, auf einem Pfad durch die Schlucht des Verdon.
Die Felsen wachsen enger zusammen.
An dieser Stelle ist eine schmale Bogenbrücke über den Verdon gespannt. Da sie eine komplette Stahlseil Konstruktion ist, hat man ein toll wackeliges Gefühl wenn man sie betritt. In der Mitte kann man besondere Bilder flussauf und flussabwärts schießen.
Jetzt führt der weitere Weg sehr abenteuerlich die Felswand entlang, den Verdon immer weiter abwärts.
Uns begleiten immer wieder, für ein kurzes Stück, einige Wanderer, jeder ein fettes Grinsen im Gesicht.
Der Freude über diese schöne Landschaft um uns rum kann man sich einfach nicht entziehen.
Mal halten wir in einer großen Höhle, die der Fluss vor Jahr Millionen ausgewaschen hat, mal auf einer Kies Bank am Wasser und können die Füße kühlen, mal an einer Engstelle auf den Felsen.
Irgendwann kommen wir an den Ausstieg aus der Schlucht, den wir nehmen müssen.
Vor uns einfach eine Felswand.
Ich bin etwas irritiert. Nach rechts geht der Weg weiter den Verdon flussabwärts und links ...?
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es links weiter geht, geschweige denn irgendwie aus dieser Schlucht nach oben raus.
Man muss schon nahe an die Felswand ran gehen und genau hinschauen.
Es sind einfach steile Stufen in den Fels geschlagen.
So überwinden wir sicher fünfzig Höhenmeter nach oben, der Weg schlängelt sich in den Fels geschlagen immer wieder über sich selbst.
Die Hunde schaffen den Weg so gerade eben ohne Unterstützung.
Einfach nicht hinschauen und hoffen, dass Boots und Steve nie daneben treten.
Weiter geht es, unheimlich steil, durch ein Geröllfeld.
Boots legt wie immer ein wahnsinns Tempo vor. Ab und zu rutscht sie auf dem losen Gestein ab, aber es geht immer weiter aufwärts.
Wie überholen eine Wandergruppe nach der anderen.
Schwindelig und japsend laufe ich ihr mit Puls 170 hinterher.
Ich bin so froh als, nach einem endlosen scheinenden Lauf durchs Geröllfeld, eine Felswand vor uns auftaucht und die Mali Hündin endlich einbremst. Sie rast rastlos vor der Felswand hin und her, weil sie keinen weiterführenden Weg nach oben findet.
Das kann Boots auch nicht erkennen und ich bin mit meinem Puls 170 kurz vorm Zusammenbruch als ich die Eisenplatten und halbmeter Stufen vor uns in der Felswand sehe.
Bevor ich darüber nachdenken kann, wie das denn funktionieren soll, schnappe ich mir Boots und zerre sie die Wand hoch. Nach ca. zwanzig Metern kommt eine ebene Stelle und ich kann sie anleinen.
Wieder runter, inzwischen hat sich eine Menschentraube am Fuße der Felswand versammelt und schaut mir erstaunt zu.
Also Steve packen und noch mal das Gleiche. Steve hat Angst und quetscht sich auf halber Höhe unter das Geländer. Na irgendwie bekomme ich ihn daraus und freue mich mit beiden Hunden, keuchend auf der ebenen Stelle zu sitzen.
Meine Partnerin folgt mit ihrem Zwergpudel unterm Arm. Die eben noch staunenden Menschen, ziehen jetzt an uns vorbei, bewundernde Blicke und Daumen hoch. Ich nehme das kaum war in meiner Pause, der Puls rast noch immer
Der Weg geht eben weiter, um eine Felsnase herum.
Die Wanderer, die uns eben wieder überholt haben hören wir in einiger Entfernung lachen.
Mich beschleicht ein ungutes Gefühl.
Eigentlich sieht es so aus, als wären wir fast oben, aber nach der Felsnase stehen wir vor einer acht Meter hohen Leiter.
Nein, nicht rechts, nicht links, es geht jetzt die Leiter hoch.
Ich überlege wieder nicht lange, möchte auch die Wanderer hinter uns nicht lange warten lassen, schultere Steve und steige die Leiter rauf. Oben angekommen ist es zwar eng, aber ich kann ihn an der kurzen Leine anleinen. Den Rucksack lasse ich bei ihm liegen und klettere wieder runter.
So, jetzt Boots schultern. Ein neues Ding für uns beide. Boots verharrt in Schockstarre. So klappt es wunderbar mit ihr die Leiter hoch zu klettern. Gut das wir beide nicht darüber nachgedacht haben.
Nach der Leiter haben wir es dann aber geschafft, wir sind oben.
Der Rückweg geht dann noch anderthalb Stunden durch einen Niederwald, der zumindest etwas Schatten spendet. Teilweise gehen wir an großen Buchsbäumen vorbei, teilweise sind die Bäume komplett mit Flechten behangen.
Nach fünfeinhalb Stunden sind wir von unserer ca. 11 Kilometer langen Wanderung zurück am WoMo.
Auf den nächsten Bildern kann man einige Abschnitte dieser atemraubenden 😂 Route anhand der roten Linie erkennen.
Die Route kann ich nur mit Hunden empfehlen, wenn sie sich von dir/euch die Treppe/Leiter rauf tragen lassen.